Die Reihe von Bergen

Eine Reihe von Bergen, sehr hoch und sehr steil an manchen Stellen. Oben an der Spitze liegt oft Schnee. Die Berge hoch wachsen ein paar Bäume. Man sollte aufpassen sonst kann man ausrutschen und in eine tiefe Schlucht fallen. Viele Steinbrocken, rutschen manchmal wie eine Lawine von den Bergen runter.

Es wurde kälter. Der Sommer verließ sie nun doch ganz. Sie zweifelte das er dieses Jahr noch einmal widerkehren würde, das es noch einmal wärmere Tage geben würde.
Es interessierte sie noch nicht einmal sonderlich - oder vielleicht doch? Es interessierte sie insofern, dass er nun ging und der Herbst Einzug hielt - und sie freute sich!
Sie freute sich wirklich.
Sie liebte die farbenfrohe Pracht in der Übergangsjahreszeit, sie liebte es besonders dann, Sonnenauf- und untergänge mit an zu sehen, ganz weit oben zu sein und auf die Wälder niederzusehen.
Und nicht mehr schwitzen und den Schatten suchen zu müssen und die klare Luft und überhaupt so viel!

Vielleicht hatte es sie eben deshalb in das Gebirge verschlagen, dort wo sie hoch oben sein konnte, wenn sie nur einen sicheren Weg fand. Selbst wenn sie wusste, das sie vielleicht noch ein klein wenig früh dran. Aber was kümmerte es sie?
Voller Elan, voller Freude nahm sie den Stein unter ihren Hufen war, nahm sie die Herausforderung an, immer höher zu kommen.
Nicht höher, weil sie auf andere niederschauen wollte. Höher, weil sie dann das Gefühl hatte frei zu sein; das Gefühl hatte, als wäre möglich.
Und dann schnaubte sie leise, hielt inne; als ein Wiehern wiederhallte, zu ihr vordrang und Neugierde erweckte. Nicht diese Neugieride, dass sie unbedingt wissen wollte wer der Verursacher dafür war; sondern Neugieride, weil sie wollte warum dieses Wiehern so...mit einem Wort, unsicher klang?
Warum machte man sich bemerkbar, wenn man sich nicht sicher war?
Sie zögerte, schlug unruhig mit ihrem Schweif und warf einen sehnsüchtigen Blick in die höheren Ebenen, dann einen Blick zurück in die Senke, in die ebeneren Teile des Gebirges, als suche sie die Silhouette jenes Pferdes.
Und dann traf sie eine Entscheidung und tat diese lauthals Kund, indem sie eine Antwort verlauten ließ: Ein Wiehern klar und fragend.

Langsam und leise trugen Chess' Hufe ihn über das Gebirge. Wieso es ihn ins Gebirge verschlagen hatte, wusste er nicht. Sein Kopf war gesenkt und der Blick starr zu Boden gerichtet. Seine Schritte wurden immer schneller und liefen in den Trab aus. Überall lagen einzelne Blätter. Überall war es Bunt. So Bunt, dass es Chess richtig störte. Er schnaubte unzufrieden. Das Gebirge war uneben, so uneben, dass Chess wieder in den Schritt zurück fallen musste. Langsam bekam Chess durst, sah aber keine stelle zum Trinken.
Eigentlich hätte Chess umdrehen müssen. Hier war es zu Bunt. Langsam wurde das Gelände wieder eben und seine Schritte wurden wieder schneller, so schnell, dass es diesmal in den Galopp auslief. Er nahm den Kopf zwischen die Beine und ging mit den Hinterbeinen in die Luft. Ja, dass tat gut. Einmal so richtig austoben. Dass hatte er seiner Kindheit nicht mehr gemacht. Durch das ständige Verstecken und Flüchten, blieb keine Zeit für die richtige Kindheit. Chess ging die Puste aus und er nahm den Kopf hoch. Sein Schopf und die Mähne waren verknotet. Der Schopf fiel ihm in einzelnen Strähnen ins Auge. Nach kurzem Umschauen entdeckte er einen weißen Fleck. Chess überlegte. Ob er zu dem weißen Fleck gehen sollte? Vielleicht war es ja ein anderes Pferd? Ein anderes, Leichtgläubiges Pferd? Chess hoffte es insgeheim. Nun trugen ihn seine Schritte richtung Fleck.

Und jetzt?
Panacea blieb ruhig, geduldig und die Gedult zahlte sich aus. Diesmal klang das Wiehern gleich anders und stachelte ihre Neugier vielleicht ein kleines bisschen an.
Sie schnaubte leise, ließ ihren Blick prüfend ihr Umfeld studieren. Diesmal genauer, sorgfältiger und schätzender. War zwar nicht ganz leicht bei diesem Echo herauszuhören, von wo es kam, aber ungefähr schätzen konnte sie ja mal.
Und wenn sie falsch geschätzt hatte, dann hatte sie eben falsch geschätzt.
Heute aber wohl nicht.
Ein triumphierendes Lächeln bildetet sich auf ihren Lippen ab, als sie schon einen Weg nach unten suchte. Sie hatte es gefunden, die oder derjenige es auch immer war.
Nur ein Stückchen weiter unten, schärg von ihr. Auf jeden Fall weit genug weg, als das sie nur die Silhouette erkannte - und das es ein ihr fremdes Pferd war.
Noch einmal wieherte sie, jetzt jedodoch leiser. Leiser, aber nicht unsicherer.
Vielleicht wurde es ja aufmerksam, vielleicht würde es sie ja sehen.
Hören aber bestimmt früher oder später, bei den vielen, kleinen Steinchen die unter ihren Hufen den Halt verloren und fröhlich den Weg hinunter kullerten.
Frei und unbezähmbar, bis etwas kam, dass größer und stärker war und sie stoppte und allen Spaß versaute. Aber so war es nun einmal, das Leben.